IT-Entwickler sind Mangelware. Dies liest man immer wieder. Doch das Angebot an IT-Outsourcing-Leistungen ist enorm gross. Kaum eine Software-Firma in der Schweiz, welche nicht eine Partnerschaft mit einer ausländischen Unternehmung eingegangen ist. Viele sind aber gegenüber ihren Auftraggebern diesbezüglich nicht ehrlich und verheimlichen diese Partnerschaften. Mehr Transparenz wäre für alle Beteiligten von Vorteil.
Wenn Grossfirmen unter Zeitdruck stehen, kommt es vor, dass Aufträge an der internen IT -vorbei an innovative Schweizer Unternehmungen vergeben werden. Diese offerieren oft zu Preisen, welche ein Vielfaches unter den internen Angeboten liegen. Doch noch viel wichtiger sind die Termine. Diese sind meist unschlagbar, was von den Auftraggebern im Marketing oft als das schlagende Argument für die Auftragsvergabe herangezogen wird. Dabei wird oft vergessen – respektive geflissentlich übersehen – dass die Aufträge nicht in der Schweiz realisiert werden. Kaum eine Schweizer Firma hat einfach so genügend Ressourcen, um solch enge Termine halten zu können.
Eine Auftragsvergabe an ausländische Programmier-Experten ist an und für sich nichts Schlechtes. In unserer globalen Welt ist es durchaus sinnvoll, die Ressourcen dort zu beziehen, wo sie in genügend grosser Anzahl vorhanden sind. Aber es ist falsch und nicht nur ethisch verwerflich, wenn Schweizer Unternehmungen solche Aufträge annehmen und ihre Auftraggeber nicht darüber informieren, wo letztlich programmiert wird. Denn auf Dauer lassen sich solche Engagements nicht verheimlichen und eine nachträgliche Aufdeckung führt immer zu einem Vertrauensverlust.
Gemäss unseren Erfahrungen belasten solche Vertrauensverluste die spätere Zusammenarbeit nachhaltig. Vor allem dann, wenn sich herausstellt, dass die Programmierer in Gegenden beheimatet sind, in denen kriegerische Handlungen stattfinden oder dass die ausländische Unternehmung in zwielichtige Geschäfte verwickelt ist. Diese zwei realen Beispiele, bei denen die Marketing-Abteilung es sich bestimmt zwei Mal überlegt hätte, die Aufträge extern zu vergeben.
Transparenz ist deshalb unabdingbar und kann auch erzwungen werden. Die Grossunternehmungen hätten es einfach in der Hand, solche Fälle zu verhindern. Sie könnten in Ihren AGB klare Regeln bezüglich der Offenlegung formulieren und im Streitfall auch durchsetzen. Kleinere Unternehmungen hingegen sind auf die Ehrlichkeit der Anbieter angewiesen. Im Zeitalter der sozialen Medien sollten auch KMU’s Mittel finden, um schwarze Schafe aufzudecken und anzuprangern. Dies wäre für seriöse Outsourcing-Unternehmungen und die gesamte Schweizer Wirtschaft von grossem Wert.